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Eurode-Wohnungsbau-Projekt
Ein weiteres außergewöhnliches Eurode-Projekt hatte seinen Ursprung Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. In dieser Zeit ließen sich nämlich viele deutsche Familien aufgrund der seinerzeit sehr günstigen Immobilienpreise in den Niederlanden in Kerkrade nieder. Durch die deutsche Wiedervereinigung und den dadurch entstandenen Druck auf den westdeutschen Wohnungsmarkt nahm der Strom deutscher Familien in die Niederlande einen dermaßen großen Umfang an, dass dies wiederum zu einem großen Druck auf den Kerkrader Wohnungsmarkt führte. Außerdem zogen in dieser Zeit viele deutsche Familien nach Kerkrade ohne die Absicht, sich in ihre Umgebung integrieren zu wollen. Kurz gesagt, diese Bevölkerungsgruppe hatte ihren Lebensmittelpunkt weiterhin in Deutschland und nutzte Kerkrade nur als ‚Schlafstatt’, was wiederum enorme Auswirkungen auf das soziale und kulturelle Leben in den von vielen Deutschen bewohnten Stadtteilen Kerkrades zur Folge hatte. Dies war der Anlass zu einer grenzüberschreitenden Wohnungsmarktuntersuchung. Eine der Empfehlungen der Untersuchung, - es sollten in Kerkrade Maßnahmen getroffen werden, um den deutschen Zustrom zu mäßigen -, wurde nicht übernommen. In einem Europa der offenen Grenzen und sicherlich in Eurode – als „europäischer Gemeinde“ – war dies auch nicht anders zu erwarten. Eine Lösung, die in Kerkrade und Herzogenrath gesucht und gefunden wurde, war sowohl europäisch als originell: die Realisierung relativ preisgünstiger niederländischer Einfamilienhäuser auf deutschem Hoheitsgebiet. Nach sorgfältiger Prüfung der Bauvorschriften wurde von einer niederländischen Baufirma dieses Wohnbauprojekt in Herzogenrath verwirklicht, wobei die Häuser auf der Grundlage niederländischer Baunormen errichtet wurden.
Weil damit eine Reihe deutscher Vorschriften übergangen wurden, mussten entsprechende Sondergenehmigungen beantragt werden. Eine Besonderheit war auch, dass beim ersten Projekt in Merkstein die Bauinspektoren der Gemeinde Kerkrade den Bau kontrollierten. Dieses Eurodeprojekt wurde schon bald ausgeweitet, und so entstand im Herzogenrather Stadtteil Merkstein eine „Niederländische Siedlung“ mit ca. 150 Einfamilienhäusern. Nachdem der damalige Bundesbauminister Töpfer zusammen mit dem Bundesbauausschuss persönlich das Projekt in Augenschein genommen hatten, wurde eine landesweit gültige Baugenehmigung für diese „Hollandhäuser“ erteilt. Somit erfuhr das Projekt in zahlreichen Städten der Bundesrepublik Nachahmung.
Aufgrund der Tatsache, dass seit dem Jahr 2000 die Immobilienpreise in den Niederlanden enorm gestiegen sind, findet derzeit übrigens eine umgekehrte Bewegung statt. Insbesondere aus den niederländischen Ballungszentren ziehen immer mehr Niederländer*innen in grenznahe, vorzugsweise ländliche Gebiete auf der deutschen Seite. So werden aus dem Selfkant und dem Westfälischen bereits Ortschaften gemeldet, in denen vor allen Dingen Neubaugebiete zu 90% an Niederländer*innen verkauft wurden. Man erkennt daran, dass Europa in den grenznahen Gebieten die ihm gebotenen Chancen und Möglichkeiten nutzt.